![]()
|
Osho„Das Buch vom EGO“ von der Illusion zur Freiheit“LiebeDie Liebe ist ein wirklicher Tod: Dabei stirbt nicht der Körper, aber der Verstand stirbt. Der Körper geht genauso weiter, aber das Ego verschwindet. Wenn du liebst, musst du sämtliche Vorstellungen fallen lassen, die du von dir hast. Wenn du liebst, kannst du nicht im Ego sein, weil das Ego keine Liebe zulässt. Sie sind zu konträr. Wenn du dich für das Ego entscheidest, ist Liebe nicht möglich. Wenn du dich für die Liebe entscheidest musst du das Ego aufgeben. Daher die Angst.
Was ihr Liebe nennt, ist eine falsche Münze. Ihr habt sie erfunden, weil es sonst zu schwierig wäre, ohne Liebe zu leben. Es ist schwierig, weil ohne Liebe das Leben keinen Sinn hat; es ist sinnlos. Ohne Liebe hat das Leben keine Poesie. Ohne Liebe existiert zwar der Baum, aber er gelangt nie zur Blüte. […] Durch die Liebe bekommst du zum ersten Mal eine Substanz. Durch die Liebe entsteht zum ersten Mal in dir eine Seele. Das Ego löst sich auf und die Seele entsteht. Ohne Liebe zu leben ist unmöglich, darum sind die Menschen auf einen Trick gekommen. Dieses Hilfsmittel besteht darin, eine falsche Liebe zu leben, damit das Ego weiter existieren kann. Dann ändert sich nichts und ihr könnt weiter das Spiel des Verliebtseins spielen. […] Wir halten das Ego für unseren einzigen Schatz. Wir haben ihn beschützt, wir haben ihn dekoriert, wir haben ihn ständig aufpoliert, und wenn dann die Liebe an unsere Tür klopft, wird uns nichts anderes abverlangt, als unser Ego abzulegen. Natürlich tut das weh. Es ist ja dein Lebenswerk. Es ist deine ganze Schöpfung – dieses hässliche Ego, diese Vorstellung. „Ich existiere getrennt vom Ganzen.“ Diese Vorstellung ist deshalb so hässlich, weil sie nicht wahr ist. Die Vorstellung ist eine Illusion, aber unsere ganze Gesellschaft existiert und beruht ausschließlich auf dieser Vorstellung, dass jeder eine Person sein, keine Präsenz. Die Liebe gibt dir die Lektion, dass du mit jemanden in Harmonie kommen kannst, der nie zu deinem Ego gehörte. [...] Alle eure Versuche enden stets in Leid. Nicht nur eure Bemühungen um die Liebe. Alle eure Bemühungen, ohne Ausnahme, enden in Leid, weil alle eure Bemühungen aus dem Ego kommen. Keine dieser Bemühungen kann Erfolg haben, weil die Ursache für all das Leid der Handelnde selbst ist.Nur wenn du in Liebe sein kannst, ohne dass ein Liebender da ist, wird es nicht in Leid enden. Das erscheint sehr, sehr schwierig: Wie kann man in Liebe sein, ohne dass ein Liebender da ist? Der Liebende erzeugt das Leid, nicht die Liebe. Der Liebende setzt Dinge in Gang, die in der Hölle enden. Alle Liebenden scheitern, und zwar ohne Ausnahme. Aber die Liebe scheitert nie. Du musst also eines verstehen: in deiner Liebe solltest du nicht da sein. Liebe sollte da sein, aber ohne Ego. Und genauso solltest du gehen, ohne dass ein Gehender da ist, solltest du essen, ohne dass ein Essender da ist, solltest du alles tun, was nötig ist, ohne das ein Handelnder da ist. Darin besteht die ganze Disziplin – die einzige religiöse Disziplin. Ein religiöser Mensch ist nicht jemand, der einer bestimmten Religion angehört. Ein wirklich religiöser Mensch gehört tatsächlich nie zu einer bestimmten Religion. Ein religiöser Mensch ist jemand, der den Handelnden aufgegeben hat und ganz natürlich lebt. Er ist einfach präsent. Seine Liebe hat eine ganz andere Qualität: Sie ist nicht besitzergreifend, nicht eifersüchtig. Sie gibt nur. Sie ist kein Kuhhandel, kein Geschäft. Sie ist keine Ware, sondern ein Überfließen deines Seins. Du teilst sie mit anderen. In diesem Seinszustand, in dem Liebe, aber kein Liebender da ist, ist es in der Tat nicht so, dass man einen bestimmten Menschen liebt und einen anderen nicht. Man ist einfach Liebe. Das Objekt spielt keine Rolle mehr. Diese Liebe ist wie Atmen. Es spielt keine Rolle, mit wem man atmet – man atmet einfach. Es spielt keine Rolle, wer gerade bei dir ist. Und genauso ist diese Liebe: Es wird unwesentlich, wen du liebst. Du bist in Liebe – mit jedem, der gerade bei dir ist. Und vielleicht ist gerade niemand da, vielleicht sitzt du nur in einem leeren Zimmer – doch die Liebe fließt weiter. Jetzt ist die Liebe keine Aktivität mehr; sie ist zu deinem Wesen geworden. Du kannst sie weder ein- noch ausschalten. Du bist Liebe. Darin besteht das Paradox. Wenn du verschwindest, wird an deiner Stelle Liebe sein. Nur wenn du nicht mehr bist, kann Liebe sein. Letzten Endes vergisst du die Liebe völlig – denn wer wäre da, um an sie zu denken? Dann ist die Liebe wie das Aufblühen einer Blume, wie das Aufgehen der Sonne, wie das Funkeln der Sterne am Nachthimmel – sie ereignet sich einfach. Und selbst wenn du einen Felsen berührst, geschieht es voller Liebe. Es ist zu deiner Seinsqualität geworden. Nichts anderes bedeutet es, wenn Jesus sagt: „Liebet eure Feinde.“ Es geht nicht darum, die Feinde zu lieben, sondern Liebe zu werden. Dann kannst du gar nicht anders. Selbst wenn der Feind kommt, musst du ihn lieben. Etwas anderes kannst du nicht tun. Hass ist so töricht, und er kann nur mit dem Ego zusammen existieren. Hass ist töricht, weil du damit dem Andern weh tust, aber dir selbst noch viel mehr. Er ist töricht, weil der ganze Schmerz, den du einem anderen Menschen zufügst, zu dir zurückkommt. Ein Vielfaches davon kommt zu dir zurück; die Nachwirkungen werden dich erdrücken. Es ist einfach nur töricht und idiotisch. Alle Sünden sind töricht und idiotisch. Darum kennt der Osten nur diese einzige Sünde: die Unwissenheit. Alles andere ist nur eine Begleiterscheinung davon. Wenn ich von Liebe spreche, meine ich diese Liebe, in der kein Liebender da ist. Und wenn dir deine Liebe Leid bringt, dann weißt du, dass es keine Liebe ist. Es ist dein Ego, das dir Leid bringt. Das Ego vergiftet alles, was auch immer du berührst. [ … ] Aber du musst es selbst durchleiden. Du kannst aus meiner Erfahrung nichts lernen. Im Zen sagt man: „Ob das Wasser heiß oder kalt ist, weißt du erst, wenn du davon getrunken hast.“ Wenn ich also sage, das Ego verwandelt alles in Gift, dann wird dir das nicht viel helfen. Du musst es selbst beobachten, du musst auf Beobachtungsposten gehen. Du musst dein Ego zu spüren bekommen und musst verstehen, was es dir einbringt. Doch das Ego ist sehr trickreich. Es sagt immer … wenn du leidest, sagt es immer, dass jemand anderer schuld sei. Das ist der Trick, mit dem das Ego sich selbst schützt. Wenn du leidet, kommt dir nie der Gedanke, dass du selbst schuld bist; immer ist es jemand anderer. Der Ehemann leidet, weil die Frau ihn unglücklich macht; die Frau leider, weil der Mann sie unglücklich macht. Immer schiebt das Ego die Verantwortung auf den Anderen. Der Vater leidet und schuld daran ist sein Sohn [ … ] Alle scheinen absolut entschlossen zu sein, zu leiden. Wie die Situation auch aussieht, ihr schafft euch immer Leid. Aber ihr schaut nie nach innen. Etwas in euch selbst muss die Ursache dafür sein: dieses Ego, für das ihr euch haltet, diese Vorstellung von einem Selbst. Und je größer die Vorstellung vom Selbst, desto größer ist das Leiden. Untersuche dein leiden und versuche immer, die Ursache herauszufinden. Und die Ursache lässt sich immer in dir selbst finden. Sobald du an den Punkt kommst, wo dir klar wird, dass die Ursache immer in dir liegt, bist du an einem Wendepunkt deiner Entwicklung angelangt. Jetzt kannst du umkehren, jetzt kannst du dich verändern – jetzt bist du dazu bereit. Solange du die Verantwortung ständig auf andere geschoben hast, war keine Veränderung möglich. Sobald du erkennst, dass du selbst verantwortlich bist für alles Leiden, das du erzeugst, für deine eigene Hölle – in diesem Augenblick passiert eine große Wende. Ab diesem Zeitpunkt wirst du zum Schöpfer deines eigenen Himmels. Darum lege ich dir ans Herz, Beziehungen einzugehen und dich auf die Welt einzulassen, um Erfahrungen zu sammeln und reif zu werden, um weich geklopft zu werden und zur Reife zu gelangen. Erst dann wird alles, was ich sage, einen Sinn für dich ergeben. Ansonsten wirst du es zwar intellektuell verstehen, aber existenziell verpassen. Liebe löst die Identität auf. In der Liebe gibt es weder „Ich“ noch „Du“ - nur noch Liebe. Liebe ereignet sich nicht zwischen zwei Personen. Zwischen zwei Personen kann sich höchstens ein Kampf abspielen, unter verschiedenen Namen. Das kann im Namen der Liebe, im Namen einer schönen Sache geschehen, aber solange zwei Menschen festhalten an ihrer Identität, an ihrer Persönlichkeit, die sie ihr Leben lang kultiviert haben … und natürlich haben sie viel darin investiert. Doch die Liebe kommt wie ein Wirbelwind und entreißt dir deine ganze kultivierte Identität. Und zurück bleibt reine Stille, Klarheit. Du kannst noch nicht einmal sagen: „Ich bin.“ Selbst das wäre eine Störung. Da ist diese ungeheure Präsenz, aber keine Identität mehr. Osho . |
^^O^^ |